Unternehmensentwicklung nach dem Piratenprinzip – warum agil sein wie ein Startup?
Gastblogbeitrag von Manfred Schmid
Speziell in den letzten Jahren hat sich der Mitbewerbermarkt stark verändert. Schon lange haben umsatzstarke Großunternehmen keine Vormachtstellung mehr. Denn Unternehmen, die agil arbeiten, sind die Zukunft. Kreative, wenige Startups beherrschen schon heute den Markt von morgen. Firmen, die in ihren Aufgaben rund um Prozessoptimierung, Strategieprozess oder Business Development wendig und schnell sind, machen die Beute.
Manchmal ist es nicht einmal ein Unternehmen, sondern eine neue, disruptive Technologie, die Ihr Produkt überflüssig macht. Können Sie sich noch an die Zeit erinnern, als Sie mit Foliensätzen auf Overheadprojektoren hantiert haben? Keiner weint diesen Ungetümen eine Träne nach. Wer würde also Ihrem Produkt nachtrauern? Spätestens jetzt ist es an der Zeit eine Unternehmensanalyse durchzuführen!
Wie nun angehen gegen diesen Dreiklang aus neuer Technologie, höherer Geschwindigkeit und dem Zustand, sich agil entwickeln zu müssen? Wie kann man sein Unternehmen auch agil und fit für diese unsichere Zukunft machen?
Die Antwort darauf kann sein: Mach’s wie ein Pirat.
Ja, sie haben richtig gelesen. Die alten Haudegen waren clever organisiert, gut geführt, sehr fokussiert und schon damals agil. Die Definition von Agilität oder die Bedeutung von agil ist ja vielschichtig, aber immer wieder finden sich folgende Begrifflichkeiten als Beschreibung: schnell und dynamisch, flexibel und anpassungsfähig, selbst- und flach organisiert.
Diese Fähigkeiten – insbesondere die Agilität – die Ihnen besonders im aktuellen Marktumfeld helfen, hatten Piraten schon vor 500 Jahren. Piraten haben sich erfolgreich gegen das spanische Handelsmonopol im 16. und 17. Jahrhundert behauptet. Die Piratensender des letzten Jahrhunderts hatten keine Mühe, dem gesetzlichen Sendemonopol der BBC eins auszuwischen. Wirtschaftlicher Übermacht trotzten sie mit agiler und schlanker Aufstellung. Piratenprinzipien funktionieren besonders, wenn der “Wind of Change“ – das Veränderungsmanagement – bereits förmlich durch die Segel pfeift.
Das Prinzip Schnell – Warum Agilität in Unternehmen unentbehrlich ist
In solchen Zeiten ist Geschwindigkeit die Basis aller Wettbewerbsvorteile. Auch Piraten waren darauf angewiesen, schneller zu sein. Ein Patent bringt Ihnen bestenfalls ein paar Jahre Entwicklungsvorsprung. Ihre gute Marktposition heute bringt vielleicht morgen schon keine Umsätze mehr. Nichts ist vergänglicher wie ein guter Kundenzugang. Bedenken Sie an dieser Stelle Innovationsmanagement, Restrukturierung und Co.!
Ihr Unternehmen an der Spitze zu halten, bedeutet: agil arbeiten! Sie müssen in der Unternehmensführung, Organisationsentwicklung aber auch Teamentwicklung noch schneller agieren als dies erforderlich war, um diese Position zu erreichen. Insbesondere beim Aufbruch in neue Projekte oder Marktsegmente wird nach wie vor Präzision vor Fortschritt gestellt. Lange und ausführliche Analysen kann man sich aber ebenso wie ausgefeilte Strategien, nicht mehr leisten.
Setup-Überschätzung oder „Das Gegenteil von agil“
Piraten bezeichnen diesen Sachverhalt als Setup-Überschätzung: Die Annahme, dass der Erfolg nur bei einem perfekten Start mit optimaler Aufstellung zu Beginn gelingen kann. Aber tatsächlich müssen Pläne immer wieder angepasst werden. Die Umstände zwingen dazu, die Strategie zu überarbeiten. Insbesondere bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen ist der Hang zur Perfektion zu beobachten, dabei kann man weder Kunden noch Märkte perfekt vorhersagen. Und das ist genau der Grund, warum Agilität unabdingbar ist und nur so zu einer schnellen Strategieumsetzung und ergo dessen Unternehmensentwicklung führt.
Was bedeutet agil arbeiten: Fuji-Film hat seine Strategie stets angepasst, heute hat das Unternehmen 80.000 Mitarbeiter und ist neben dem klassischen Geschäft mit Foto und Film in Dokumentenverwaltung und Medizintechnik aktiv. Kodak, vorher stets der Platzhirsch auf dem Fotomarkt, hatte zu seinen besten Zeiten 150.000 Mitarbeiter. Dem Unternehmen ist es allerdings nicht gelungen, sein über viele Jahre erfolgreiches Geschäftsmodell in Zeiten der aufkommenden Digitalfotografie anzupassen. Man war zu lange zu erfolgreich damit. Deshalb wurde die Strategie nicht auf die neuen Gegebenheiten ausgerichtet. Schließlich das Ergebnis: die größte Unternehmenspleite in der Geschichte. Der Prozess der Unternehmensentwicklung wurde von Kodak völlig übersehen.
Setup-Überschätzung ist der Grund dafür, dass Nokia die Smartphones verpasst hat, dass Microsoft das Internet verpasst, Google Social Media hinterherläuft und Yahoo fast alles verpasst hat.
Was bedeutet agil sein?
Piraten fangen schneller an, ein knackiges Konzept statt langer Strategieplanung muss genügen. Man muss sein Vorgehen auf dem Weg sowieso kontinuierlich anpassen. Sie bauen Pretotypen, schnelle Handmuster, statt teurer Prototypen, und holen damit erstes Feedback vom Kunden ein. Den ersten Vorsprung gewinnen sie durch einen schnellen Start. Während andere noch am Geschäftsmodell oder Unternehmensaufbau feilen, sind bei ihnen schon die ersten Erkenntnisse vom Markt eingeflossen. Die ersten Phasen der Unternehmensentwicklung sind bereits erledigt.
Für die Gegebenheiten des Marktes war Kodak nicht bereit. Das Unternehmen war nicht fähig zu einem scharfen Kurswechsel, hat seine Aufgaben der Unternehmensentwicklung, die notwendig gewesen wären, verpasst. Es steuerte über mehrere Jahre berechenbar in den Konkurs.
Methoden der Unternehmensentwicklung: Das Prinzip Unberechenbar
Piraten wollen nicht am Geschäftsmodell festhalten, sie stellen sich jedem Change Management, sie wollen die Beute behalten. Wenn der Kurs nicht ans Ziel führt, wechseln sie den Kurs, nicht etwa aus Versehen das Ziel. Kurswechsel, auch abrupte, wenn die Gegebenheiten danach sind, das ist die richtige Strategie für das aktuelle Marktumfeld. Sie sind und bleiben stets agil. In weniger schnellen und disruptiven Zeiten passte man sich dagegen allmählich und stetig an, Unternehmensentwicklung war da Weiterentwicklung. Weder die alte Geschwindigkeit noch das alte Weiter-so kann man sich im modernen, volatilen Marktumfeld noch leisten. Anpassungsfähigkeit bedeutet heute auch mal einen unberechenbaren Kurswechsel. Unternehmen müssen sich stets die Frage stellen: Wie agil ist mein Unternehmen?
Agile Unternehmen sind beweglich am Markt und damit so wendig wie historische Piratenschiffe. Eine Basis von Agilität ist die Unberechenbarkeit am Markt und jene innerhalb der eigenen Organisation. Jeder Strategieentwicklungsprozess muss wendig und agil sein. Und Agilität ist ein Rezept für einen immer komplexere und mehrdeutigere Welt. Man kann den Unternehmensaufbau flexibel und proaktiv gestalten, den Wettbewerb überholen und dabei den Kunden positiv überraschen.
Methoden der Unternehmensentwicklung: Das Prinzip Schlank
Niedrige Gemeinkosten, also eine schlanke Aufstellung, sollen auch bei kleineren Aufträgen Energien erzeugen und Gewinne erzielen. „Schnelle, wenig kostspielige Ausflüge in noch schlecht definierte Märkte“ müssen möglich sein, so schreibt der Harvard Professor Clayton Christensen 2012. Er empfiehlt also eine geradezu piratische Herangehensweise als eine der Arten der Unternehmensentwicklung.
Eine schlanke Aufstellung macht automatisch agiler.
Piratenschiffe waren schlank in jeder Hinsicht. Sie waren leicht, und damit schnell, statt schwere Waffen wie Kanonen hatte man eine motivierte Crew, die mit einem Säbel und einem Enterhaken umgehen konnte. Schlank war auch die Organisation der Schiffe: Geregelt wurde, wie bei Startups, nur das Nötigste.
Welche Unternehmen sind agil und welche Firmen arbeiten agil?
Heutige Unternehmensgründungen agieren wie die Piratenschiffe von damals: wenige Regeln und festgeschriebene Prozesse, es geht einfach los. Tun Sie es ebenso mit Ihrer Crew in der Teamentwicklung. Arbeiten Sie in piratischen Stufen der Unternehmensentwicklung. Prozesse werden im agilen Prozessmanagement später festgehalten, wenn sie erprobt sind und die Unnützen schon wieder verworfen. Es gibt keine Hierarchie, ein Kapitän, unterstützt durch einen Quartiermeister, reicht aus. Die Crew organisiert sich selbst in ihrer Strategieentwicklung. Die Organisation von Piratenschiffen kann man deshalb mit einer Workers Cooperative vergleichen. Der Kapitän war vor allem für die Richtung, also die Strategie, zuständig. In kritischen, also Kampfsituationen, war er mit voller Autorität ausgestattet. Ansonsten genügte das Einschwören auf die Beute, statt kleinteiliger Führung.
Das Schiff unter Jolly Roger taugt also als Vorbild für agile Unternehmen. Alle Prinzipien der Piraten und die Umsetzung in der modernen Unternehmensentwicklung können Sie im aktuellen Buch „Das Piratenprinzip“ nachlesen. Wenn der “Wind of Change“ in Ihre Segel greift, sind Sie so besser vorbereitet als der Wettbewerb.
Stellen Sie Ihre eigene Organisationsberatung und stellen Sie sich nicht die Frage „Welche Unternehmen arbeiten agil“ sondern arbeiten Sie selbst agil und werden Sie zum Pirat für Ihre Unternehmensentwicklung!
Tun Sie immer das, was von Ihnen erwartet wird? Dann gelten Sie sicher als nett und zuverlässig. Dabei sind Sie oft nur der Wind in den Segeln anderer. Einem Piraten passiert das nicht …
Dieser Erfolgsratgeber zeigt auf unterhaltsame Art, wie das Vorgehen historischer Piraten auf unsere heutige Arbeitswelt übertragbar ist. Mit kleinem Einsatz erzielen Piraten großen geschäftlichen und auch privaten Nutzen.
Es sind gute Zeiten zum Segel setzen: Das 21. Jahrhundert eignet sich besonders für den modernen Piraten. Konzentriert, schlank, schnell, risikobereit, unberechenbar, radikal: Das Bild vom Piraten hilft, diese sechs Erfolgsprinzipien anschaulich zu machen. Praktische Beispiele, Checklisten und Anleitungen machen das Piratenprinzip zu Ihrer persönlichen Seekarte durch die Untiefen im Business- und Privatleben.
Manfred Schmid
Manfred Schmid ist selbständiger Unternehmensberater und Interimsmanager. Der Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur war in Managementpositionen und als Geschäftsführer für verschiedene Hidden Champions tätig. Zentrales Feld seiner Arbeit ist die nachhaltige Unternehmensentwicklung. Schwerpunkte bilden dabei das Supply Chain Management und die Optimierung des Geschäftsmodells. Er moderiert Teams auf Managementebene, berät in Einzelcoachings und unterstützt Verhandlungen. Mit Hands-On-Mentalität und unkonventionellen Ansätzen gibt er mittelständischen und DAX-Unternehmen neue Impulse.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!